Reisestipendium 2010/11

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Schlaf gut!

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Dank Cilers Status als türkische Beamtin konnten wir in der Südosttürkei in allerhand staatlichen Gästehäusern unterkommen. Sofern Zimmer frei waren, übernachteten wir meist im Lehrerhaus, eine Einrichtung, die es in jeder halbwegs größeren Stadt zu geben scheint. In Diyarbakır übernachteten wir ausnahmsweise im Gästehaus der staatlichen Wasserwerke. Die Einrichtung war wie eine Zeitreise in die 70er Jahre, und sogar auf die Gebetsrichtung auf dem Nachttisch mußte ich in meinem Zimmer nicht verzichten.


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Diyarbakır – eine Stadt in Restauro

In Diyarbakır hatten wir gleich in mehrerer Hinsicht Pech: Immer wieder regnete es heftig, was die hauptsächlich aus Basalt errichtete Altstadt noch trister erscheinen ließ, und dann waren auch noch die meisten Monumente und das Museum wegen laufender Restaurierungsarbeiten geschlossen! Wenigstens konnten wir einen Teil der Ulu Camii, der Großen Moschee – natürlich ebenfalls gerade in Restauro (Bild 1) -, und ihre überreichen spätantiken Spolien (Bilder 2-3) besichtigen. Wir spazierten entlang und auf der gut erhaltenen Stadtmauer mit ihren vielen Reliefs und Inschriften (Bilder 4-5). Immer wieder machten wir Halt in einem idyllischen Han gegenüber der Großen Moschee, um uns auszuruhen oder vor dem Regen Schutz zu suchen (Bild 6). Schließlich lauschten wir lange dem improvisierten Gesang der Dengbêj, kurdischer Sänger, an ihrem Treffpunkt in einem Altstadthaus (Bild 7). Leider nur hatte Diyarbakır noch eine unangenehme Seite: Während ich mich bisher hier in der Südosttürkei nie unsicher gefühlt habe, war es in Diyarbakır anders. Mit ganz offensichtlichen Absichten verfolgte uns in der Altstadt eine Gruppe Jugendlicher, und als ich nur kurz – auf der Hauptstraße! – alleine unterwegs war, versuchte doch tatsächlich ein Jugendlicher, mir das Handy vom Ohr zu reißen – zum Glück ohne Erfolg! Bei mir bleiben also gemischte Gefühle bei der Erinnerung an Diyarbakır…

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Süßer Südosten

In der Region rund um Gaziantep und Urfa kann man Süßspeisen nur mit einem Wort beschreiben: Fıstık – Pistazien! Diese Region ist für ihre Pistazien berühmt, in der Stadt Nizip zwischen Gaziantep und Birecik ist ihnen sogar ein Denkmal gesetzt (Bild 1). Überall wachsen sie, so z.B. in den Bergen um Zeugma (Bild 2). Besonders in Gaziantep ist das Baklava mit Pistazien eine Spezialität, teilweise mit kleinen Pistazienstücken, teilweise mit ganz fein gemahlenen Pistazien gefüllt (Bilder 3-4, in Bild 4 ist rechts auch Pistazien-Marzipan zu sehen ;-) ) – mmmh, so pistazich!! Ebenfalls in Gaziantep gab es Muska, kleine dreieckige Taschen aus einem Teig aus Traubensaft, gefüllt mit fein gemahlenen Pistazien (Bild 5). In Urfa probierte ich eine süße Sünde aus fadenartigen Teig, wieder mit gemahlenen Pistazien gefüllt, dazu Dondurma, türkisches Eis, dessen feste Konsistenz im ersten Moment an Kaugummi erinnert (Bild 6). In Mardin dominierten dann graue Zuckermandeln, die aber angenehm weniger süß waren als gewöhnlich (Bild 7).

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Am Tigris: Hasankeyf

Die östlichste Station unserer kleinen Rundreise in der Südosttürkei war Hasankeyf. Direkt am Tigris gelegen, soll auch diese Stadt einem Staudammprojekt zum Opfer fallen. Wir hatten also Glück, daß wir die ayyubidischen Moscheen (15. Jh.; Bilder 1-3) auf dem einen Flußufer, die Ruinen der Brücke aus dem 12. Jh. und das Mausoleum mit Dekor aus glasierten Fliesen auf der anderen Flußufer (ebenfalls 15. Jh.; Bilder 4-5, und auf Bild 1 rechts im Hintergrund zu sehen) noch besichtigen konnten. Nur auf die Festung, die hoch über dem Tigris auf einem Felsen sitzt, konnten wir wegen laufender Restaurierungsarbeiten leider nicht hinauf (Bild 6).

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Spätantikes rund um Mardin

Mardin ist ein Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche, und einst residierte hier sogar der Patriarch, ehe er seinen Sitz nach Damaskus verlegte. Entsprechend gibt es in dieser Gegend unzählige Kirchen und Klöster, von denen einige seit der Spätantike in Betrieb sind. Eines davon ist das Kloster Deir az-Zafaran, ungefähr 6 km östlich von Mardin in den Bergen gelegen. In der Kirche sind die typischen reich ornamentierten Gebälke des 5. Jhs. noch erhalten – ein ganz besonderes Ambiente, wenn die Kirche tatsächlich noch genutzt wird und nicht wie in den Toten Städten Nordsyriens nur mehr eine museale Ruine ist. Auch außen am Bau ist noch ein spätantiker Rankenfries mit Tieren erhalten (Bild 7).

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In der Nähe von Midyat liegt das Kloster Mor Gabriel. Hier sind in der Kirche hinter dem Altar Goldmosaiken aus dem 5. Jh. erhalten (Bilder 2-3; leider sind die Fotos sehr schlecht, aber man bekommt zumindest einen Eindruck von der einstigen Pracht).

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Südöstlich von Mardin finden sich dann eine Stadt und eine Nekropole zu den spätantiken Kirche: Dara, aus dem 6. Jh. In einem aufgelassenen Steinbruch sind christliche Gräber angelegt, die z.T. mit Reliefs, Inschriften und Malerei verziert sind (Bilder 1-5; Bilder 2+3 und 4+5 zeigen jeweils ein Grab). Man vergleiche die beiden Bäume beiderseits der Tür des einen Felskammergrabs mit dem Baum auf dem Mosaik in Mor Gabriel (Bild 2 und oben Bild 3)! Im Gebiet des modernen Dorfes sind auch noch erhebliche Reste der antiken Stadt erhalten, darunter eine gewaltige Zisterne, halb in den Fels eingetieft (Bild 6), und eine Brücke (Bild 7).

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Mardin

Von Urfa aus ging es weiter nach Mardin. Die Altstadt, aus Steinhäusern des 14. (Bilder 2-3) bis 19. Jhs. (Bild 4) errichtet, liegt malerisch am Hang. Auf der Spitze des Berges sitzt wie immer die Zitadelle, die heute leider Militärgebiet ist und daher nicht besichtigt werden kann. Wir wandelten durch die engen Gassen und schauten in die Höfe der Häuser und Moscheen.

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Am Göbekli Tepe

Von Urfa aus fuhren wir am Dienstag zum Göbekli Tepe. Aus dem 11.-10. Jh. v. Chr. stammt diese Kultanlage des akeramischen Neolithikums. Mehrere kreisförmige Anlagen mit teilweise reliefierten T-Pfeilern wurden dort freigelegt. Unfaßbar, wenn man bedenkt, daß diese T-Pfeiler nur mit Werkzeugen aus Feuerstein aus dem Fels geschnitten und bearbeitet wurden – und daß, wie geophysikalische Prospektionen ergeben haben, insgesamt ungefähr 20 solche Anlagen den Hügel überzogen!! Über uns flog während unseres Besuchs ein ganzer Schwarm Störche (das Foto zeigt nur wenige Vögel) – in der Türkei ein Zeichen dafür, daß man viel reisen wird ;-)

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Östlich von Harran

Von Harran aus fuhren wir einen großen Bogen zurück nach Urfa. Etwa 20 km östlich von Harran liegen die gewaltigen unterirdischen Steinbrüche von Bazda – hier wurde wohl der Stein gebrochen, aus dem Harran errichtet wurde (Bilder 1-2). Noch ein bißchen weiter liegt unmittelbar an der Straße die Ruine des seldschukischen Han el-Barur Bilder 3-4); das Dorf drum herum ist fast ganz aus dessen Steine errichtet. Als wir Şuayb City erreichten, fing es gerade an zu schütten – verrückt, man sah links und rechts den blauen Himmel, aber genau über uns hing eine Wolke, aus der es endlos regnete undschließlich sogar hagelte! Als wir uns endlich raus wagen konnten, umringten uns die Kinder des Dorfes – es wurden immer mehr und mehr! – und zeigten uns die Ruinen. So ganz fanden wir aber nicht heraus, worum es sich hier handelte: es gab jedenfalls ganz viele unterirdische (Wohn?)Höhlen, vielleicht spätantik, aber auch oberirdische Bauten (Bilder 5-8). Schließlich kamen wir nach Soğmatar, ein Höhenheiligtum für den assyrischen Mondgott Sin aus dem 2. Jh. n. Chr. Auf der Spitze des Berges waren Reliefs in den Fels geschnitten, und auf dem Plateau waren syrische Inschriften in den Boden gemeißelt (Bilder 9-11). In einer künstlichen Höhle am Fuß des Berges waren weitere Reliefs angebracht (Bild 12).

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Harran

Südlich von Urfa liegt die frühislamische Stadt Harran. Für mich eine große Überraschung und ein absolutes Highlight: die Große Moschee aus der Mitte des 8. Jhs. (Bilder 1-2). So viel Bauornamentik, und soviel Ähnlichkeiten zu “meinem” Wüstenschloss Mschatta! Flügelpalmetten (Bild 3), Weinranken (auf Säulen, die heute in Urfa im Museum sind, Bild 4) und reich dekorierte Gebälke (Bild 5). Das riesige Stadtgebiet umfaßt auch einen Tell, auf dem ein Teil der mittelalterlichen Stadt mit gut erhaltenen Mühlsteinen ausgegraben ist (Bild 6), und eine imposante Zitadelle aus dem 11. Jh. (Bild 7). Das moderne Dorf zeichnet sich durch die Bienenkorbhäuser syrischen Typus aus Lehm aus (Bild 8) – einzigartig in der Türkei ist Harran dafür wohl eigentlich berühmt.

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